DER DEUTSCHE AUSSENHANDEL MIT
zwischen den Jahren 2018 bis 2022
In den nachfolgenden Kapiteln geht es um den deutschen Außenhandel mit recyceltem Metall in den Jahren 2018 bis 2022. Im Fokus stehen die Export- und Importzahlen für die Metalle Aluminium, Kupfer, Nickel, Zink und Blei. Dabei werden nicht nur die Mengen, sondern auch die Wertangaben der importierten und exportierten Waren betrachtet. Zudem werden die wichtigsten Handelspartner identifiziert und es wird erläutert, warum es in manchen Jahren zu Export- oder Importüberschüssen kam. Der deutsche Außenhandel mit recyceltem Metall spielt eine wichtige Rolle in der globalen Wirtschaft, da Rohstoffe immer knapper werden und Recycling einen wichtigen Beitrag zur Ressour- censchonung leistet. Daher ist es von großer Bedeutung, die Entwicklungen und Trends auf diesem Markt genau zu analysieren.
WERTE DER IM- UND EXPORTE
Gesamtwerte von Im- und Exporten können ein Indikator für die Stärke der Handelsbeziehungen eines Landes sein. Ein höherer Wert der Exporte im Vergleich zu den Importen kann darauf hinweisen, dass ein Land erfolgreich in der Produktion und im Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf dem internationalen Markt ist.
Handelsbilanzdefizit oder Handelsbilanzüberschuss
Ein Handelsbilanzdefizit liegt vor, wenn der Wert der Importe eines Landes den Wert der Exporte übersteigt. Ein Handelsbilanzüberschuss liegt hingegen vor, wenn der Wert der Exporte eines Landes den Wert der Importe übersteigt. Eine positive Handelsbilanz kann darauf hindeuten, dass ein Land seine Wettbewerbsfähigkeit in be- stimmten Branchen verbessert hat, während ein Handelsbilanzdefizit darauf hinweisen kann, dass das Land weniger wettbewerbsfähig ist oder dass es einen höheren Konsum auf Kredit hat.
Handelspartner
Die Handelsbeziehungen eines Landes mit seinen Partnern können die Bewertung der Im- und Exporte beeinflussen. Ein Land, das viele Handelspartner hat, kann von einer Diversifikation seines Handelsvolumens profitieren, während ein Land, das stark von einem oder wenigen Handelspartnern abhängt, einem höheren Risiko ausgesetzt sein kann.
Im Untersuchungszeitraum hatten unter anderem folgende Ereignisse Einfluss auf die Weltwirtschaft und damit auch auf den internationalen Handel.
GREENDEAL
Im Jahr 2019 stellte die Europäische Kommission ihren Green Deal vor, ein ehrgeiziges Programm zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft. Der Green Deal enthält ein umfassendes Maßnahmenpaket, das auf eine klimaneutrale Wirtschaft bis 2050 abzielt und dementsprechend Einfluss auf die gesamte Wirtschaft der Europäischen Union hat. Insbesondere der Circular Economy Actionplan enthält zahlreiche Maßnahmen, die eine kreislauforientierte Wirtschaft ermöglichen sollen.
BREXIT
Im Jahr 2020 trat das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union aus, was Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU hatte. Bereits zuvor belastete der offene Ausgang des Brexits die deutsche Wirtschaft, was ebenfalls Auswirkungen auf die Nachfrage nach Metallen hatte. Der Brexit sorgte dafür, dass der freie Handel zwischen UK und der EU bürokratischer wurde, was wiederum die Handelsstoffströme auf der Altmetallseite beeinflusste.
COVID-19-PANDEMIE
Zwischen 2020 und 2022 hatte die COVID-19-Pandemie massive Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die COVID-19-Pandemie führte zu Unterbrechungen in den Lieferketten, zu Unsicherheiten über den Fortbestand von Betrieben und zu einem Rückgang der Nachfrage nach Schrott, was wiederum die Lagerkapazitäten der Recyclingbetriebe auf die Probe stellte.
INFLATION REDUCATION ACT (IRA)
Der IRA hat 2022 dafür gesorgt, dass die auch in Europa dringend benötigten Werke mit ihren Schmelzkapazitäten in den USA errichtet wurden, weil die Unternehmen dort von besseren Rahmenbedingungen, u.a. Steuererleichterungen, profitierten.
ENERGIEKRISE
Der Ausstieg aus der Kohle- und Kernenergie sowie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine und die damit verbundene Trennung vom russischem Gas haben massive Auswirkungen auf die Grundstoffindustrie wie Aluminiumhütten. Die Produktion wurde stark gedrosselt und teilweise eingestellt, was zu einer Verkleinerung des Marktes und einer Zunahme der Exporte führte.
Der deutsche Außenhandel mit Aluminiumschrotten weist in den Jahren 2018 bis 2022 stets einen leichten Exportüberschuss auf, was darauf hindeutet, dass nicht alle in Deutschland aufbereiteten Mengen im Inland verarbeitet werden konnten und deshalb an ausländische Werke exportiert wurden. Im Jahr 2021 hat Deutschland mit 204.298 Tonnen den größten Exportüberschuss erzielt. Gründe für den erhöhten Export sind zum einen die die rückläufige Produktion während der Pandemie und die ein paar Wochen anhaltende Sorge vor einem Mangel an Magnesium, welches für die Aluminiumproduktion benötigt wird.*
Ohne den Zugang zu den internationalen Märkten wäre die europäische und somit auch die deutsche Recyclingwirtschaft in eine bedrohliche Schieflage geraten.
Die Preisentwicklung erklärt sich durch die LME-Notierung von Aluminium zwischen den Jahren 2020 und 2022, die in ihren Höchstphasen über 50 Prozent gestiegen ist.
Rottwilm, Christoph 2021: Mangelwirtschaft Als Nächstes droht die Aluminiumkrise. manager magazin vom 03.11. (Anmerkung: Das Medienecho war nicht durchweg fatalistisch. So empfanden einige Beobachter die Sorgen über dieses kurzfristige Shortage als „übertrieben“.) Vgl. Dittmer, Diana 2021: Preise fallen, Alarm vorbei? China fährt Magnesium-Fabriken wieder hoch. Ntv vom 05.11.
Der Großteil des nach Italien exportierten Aluminiums ist End-of-Waste-Material. Das bedeutet, das Material hat das Abfallende erreicht und weist eine besonders hohe Reinheit auf.
Der deutsche Außenhandel mit Kupferschrotten weist in den Jahren 2018 bis 2022 stets einen Importüberschuss auf, was darauf hindeutet, dass ein Großteil der deutschen Verarbeitungskapazitäten mit Kupferschrotten aus dem Ausland versorgt wird.
Polen hat im Bereich Kupfer- und Kupferlegierungsschrotte viele Schmelzwerke. In Belgien gibt es ebenfalls Kupferschmelzbetriebe und ebenso in den Niederlanden. Belgien und die Niederlande sind aber auch Knotenpunkte für den internationalen Handel. Der Exportanteil hat im Jahr 2022 einen historischen Tiefstand erreicht.
Es ist anzunehmen, dass weniger Kupferschrotte aus dem Ausland importiert und eingesetzt wurden und die Werke somit mehr deutschen Kupferschrott von den inländischen Metallrecyclingunternehmen gekauft haben.
Die drei wichtigsten Lieferländer von recyceltem Kupferschrott nach Deutschland waren im Jahr 2022 (in Tonnen)
Die Daten zeigen, dass die Exportmengen von Kupferschrott aus Deutschland nach China seit dem Jahr 2018 stetig zurückgegangen sind. Im Jahr 2018 wurden noch 98.482,90 Tonnen Schrott nach China exportiert, während im Jahr 2019 nur noch 62.945,20 Tonnen exportiert wurden. Der rückläufige Trend setzte sich auch in den darauffolgenden Jahren fort: Im Jahr 2020 erreichten die Exporte mit 28.766,60 Tonnen einen Tiefstand, bevor sie im Jahr 2021 auf 46.226,90 Tonnen anstiegen. Im Jahr 2022 wurden schließlich 34.208,80 Tonnen Kupferschrott aus Deutschland nach China exportiert.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die vorliegenden Daten einen rückläufigen Trend in den Exportmengen von Kupferschrott aus Deutschland nach China zeigen. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen wird oder ob sich die Bedeutung Chinas als Abnehmer von deutschem Kupferschrott wieder erhöht.
* Mit Wirkung zum 01. Juli 2019 wurde der Import verschiedener Schrotte mittels Importkontingente beschränkt. Neu aufgenommen wurden zu diesem Zeitpunkt Beschränkungen für den Import von Eisen-, Kupfer- und Aluminiumschrott. Prozent erreicht werden.
** Sowohl US-amerikanische als auch französische und deutsche Reedereien hatten die Abfertigung von Lieferungen von Nichteisenschrott nach China zwischenzeitlich komplett eingestellt.
*** Bei Kupfer kann das Abfallende bei einer Reinheit von 98 Prozent erreicht werden. Import von Eisen-, Kupfer- und Aluminiumschrott. Prozent erreicht werden.
Der deutsche Außenhandel mit Nickelschrott weist in den Jahren 2018 bis 2022 stets einen Importüberschuss auf. Ein Teil der Nickelschrottimporte und des heimischen Entfalls bleibt im Inland und wird von einigen Betrieben zu Nickelbasislegierungen oder Superlegierungen weiterverarbeitet. Ein anderer Teil des Nickelschrotts wird für die Auflegierung im Edelstahl verwendet.
Die gestiegenen Import- und Exportwerte im Jahr 2022 sind auf ein Ereignis am 3. Januar 2022 zurückzuführen. An diesem Tag notierte der Nickelpreis an der London Metal Exchange (LME) bei 20.610 US-Dollar. In den Monaten zuvor hatte ein chinesischer Nickelhändler eine beträchtliche Short-Position in Nickel aufgebaut, um sich gegen mögliche Preisrückgänge abzusichern. Aufgrund eines Anstiegs der Nickelpreise Anfang März sah sich der Händler gezwungen, Nickelkontrakte an der LME zu kaufen, was zu einem sogenannten „Short Squeeze“ führte. In der Folge stieg der Nickelpreis an der Börse rapide an und erreichte zeitweise Werte von über 100.000 US-Dollar pro Tonne, bevor die LME den Handel für einige Zeit aussetzte und umstrittene Preisregulierungsmaßnahmen ergriff.* Derart starke Preisschwankungen sind jedoch nicht die Regel.
* Vgl. Schmitz, Ralf; Pariser, Gerhard 2022: Vom Erz zum Nickelmetall – von Kobolden und Märkten. In: VDM Magazin Nr. 708
Die drei wichtigsten Abnehmerländer von recyceltem Kupferschrott aus Deutschland waren im Jahr 2022 (in Tonnen)
Dabei gehen auch aufbereitete Nickelbasislegierungen und Superlegierungsschrotte in die USA oder nach Großbritannien, weil dort große Schmelzwerke stehen.
Es ist anzunehmen, dass weniger Kupferschrotte aus dem Ausland importiert und eingesetzt wurden und die Werke somit mehr deutschen Kupferschrott von den inländischen Metallrecycling-unternehmen gekauft haben.
Die drei wichtigsten Lieferländer von recyceltem Nickelschrott nach Deutschland waren im Jahr 2022 (in Tonnen)
Der deutsche Außenhandel mit recyceltem Zinkschrott weist in den Jahren 2018 bis 2022 stets einen Exportüberschuss auf. Dies liegt vor allem daran, dass in Deutschland signifikante Schmelzkapazitäten abgebaut wurden. Der wichtigste Abnehmer von deutschem Zinkschrott ist seit Jahren Italien, das in diesem Bereich eine starke weiterverarbeitende Industrie hat.
Die drei wichtigsten Abnehmerländer von recyceltem Zinkschrott aus Deutschland waren im Jahr 2022 (in Tonnen)
Die drei wichtigsten Lieferländer von recyceltem Zinkschrott nach Deutschland waren im Jahr 2022 (in Tonnen)
Der deutsche Außenhandel mit Bleischrott weist in den Jahren 2018 bis 2022 stets einen Importüberschuss auf. Hier gilt es zu konstatieren, dass die Verarbeiter die erforderliche Qualität nicht in den verfügbaren Mengen auf dem deutschen Markt einkaufen können und somit auf den internationalen Handel angewiesen sind.
Die drei wichtigsten Abnehmerländer von recyceltem Bleischrott aus Deutschland waren im Jahr 2022 (in Tonnen)
Die drei wichtigsten Lieferländer von recyceltem Bleischrott nach Deutschland waren im Jahr 2022 (in Tonnen)
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